Studie enthüllt Mechanismus von Antibiotika-Nebenwirkungen
LAUSANNE / ZURICH - Übelkeit, Zittern, Anorexie oder gar eine Psychose - Sulfonamid-Antibiotika haben heftige neurologische Nebenwirkungen. Nun hat ein Lausanner Forscherteam den Mechanismus dahinter entdeckt. Dies könnte dabei helfen, Sulfonamide mit weniger Nebenwirkungen zu entwickeln, hoffen die Forscher.
Sulfonamid-Antibiotika haben seit ihrer Entdeckung 1932 die Behandlung von zahlreichen Infektionskrankheiten revolutioniert. Sie kommen gegen Pneumokokken, die Erreger der Lungenentzündung, zum Einsatz, aber auch gegen Akne, Chlamydien und Pilzkrankheiten, wie die ETH Lausanne (EPFL) am Montag mitteilte.
Viele Sulfonamide sind jedoch wegen ihrer starken Nebenwirkungen unpopulär. Deren Entstehung hat nun das Team um Kai Johnsson von der EPFL aufgeklärt. Demnach blockieren die Antibiotika die Produktion der Substanz Tetrahydrobiopterin (BH4), die an der Erzeugung der Hirnbotenstoffe Serotonin und Dopamin beteiligt ist, wie sie im Fachblatt "Science" berichten.
Die Forscher haben diverse Sulfonamide mit dem BH4-herstellenden Enzym vermischt und die molekularen Mechanismen beobachtet, durch die sie das Enzym hemmten. Der Schlüsselbefund: Als die Forscher dann Sulfonamide zu Kulturen von menschlichen Nervenzellen gaben, sank deren Produktion von Dopamin. Ein Mangel an diesem Botenstoff steht unter anderem mit der Entstehung von Psychosen und der Parkinson-Krankheit in Verbindung.
Damit gelang es den Forschern erstmals nachzuweisen, dass diese Klasse von Antibiotika direkt in die Produktion von Hirnbotenstoffen eingreift. Dies erkläre die neurologischen Nebenwirkungen, sagte Johnsson in der Mitteilung. Da nun bekannt sei, wie die Antibiotika Nebenwirkungen auslösen, könnten auch Wege gefunden werden, um ihren klinischen Einsatz zu verbessern.
Das Forschungsprojekt wurde vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt und fand in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Forschungsschwerpunkt Chemische Biologie statt.
Quelle: SDA - 27.05.2013