Nanopartikel-Spritze als neue Waffe im Kampf gegen Arthrose
GENF - Eine Nanopartikel-Spritze direkt ins betroffene Gelenk schürt Hoffnung bei Arthrose-Betroffenen. Die Therapie stabilisiert Arthrose nicht nur, sondern kann die Gelenkfunktion laut Studien der Universität Genf wiederherstellen.
Forschende der Universität Genf wandten sich Wirkstoffen zu, die bereits klinischen Studien unterzogen worden waren, dort aber wegen Nebenwirkungen durchfielen. Die Patienten mussten die Arzneien in diesen Studien oral einnehmen. Dies hatte zur Folge, dass nur wenig Wirkstoffe tatsächlich im betroffenen Gelenk wirkten, wie aus einer Mitteilung der Uni Genf hervorgeht.
"Wenn wir den aktiven Wirkstoff genau dort freisetzen, wo wir wollen, können wir die Dosis drastisch reduzieren und so Nebenwirkungen vermeiden", wird Eric Allémann, Professor für Pharmazie an der Uni Genf, in der Mitteilung zitiert.
Kartogenin baut Knorpelgewebe auf
Konkret widmeten sich die Genfer Wissenschaftler dem Kartogenin, einem Molekül, das Knorpel regenerieren kann. Das Kartogenin wird als Nanokristall in Mikropartikel eingeschlossen. Diese Mikropartikel, die aus biologisch abbaubarem Polymer bestehen, können direkt in das Gelenk gespritzt werden.
Dort bleiben diese für mehrere Monate erhalten und geben sukzessive Kartogenin ab. Dieses wiederum baut das Knorpelgewebe wieder auf. Die Nanokristalle können den Wirkstoff über eine längere Zeit hinweg abgeben, ohne Entzündungen auszulösen.
Funktionalität wiederhergestellt
"Das Ziel dabei ist es nicht nur, das Gelenk zu stabilisieren, sondern es wieder vollständig funktional zu machen", erklärt Pierre Maudens, Erstautor von mehreren Artikeln, die in den Fachzeitschriften "Drug Discovery Today", "Small", "Journal of Controlled Release" und "Nanoscale" erschienen. In Versuchen an Mäusen sei dies bereits gelungen.
Die Wissenschaftler nahmen sich auch der Hyaluronsäure an, die bereits heute benutzt wird, um arthrotische Gelenke gewissermassen zu schmieren. Dies stillt den Schmerz, hat aber keinen therapeutischen Effekt.
Im Körper baut sich die Hyaluronsäure wegen gewisser Enzyme schnell ab. Die Forscher veränderten nun ihre Polymerketten derart, dass sie sich bei Körpertemperatur in Form von Nanopartikeln organisieren. Die Hyaluronsäure verhält sich dadurch nicht mehr nur wie ein Schmiermittel, sondern eher wie ein Kugellager, das im Körper erhalten bleibt, weil ihm die Enzyme nichts mehr anhaben können.
Diese Entwicklung könnte dereinst die Zahl der notwendigen Spritzen in der Behandlung von Arthrose reduzieren, so die Forscher. Von Arthrose, die als nicht reversibel gilt, sind 80 Prozent der über 75-Jährigen betroffen.
Fachartikelnummern DOI: 10.1016/j.drudis.2018.05.023, 10.1002/smll.201703108, 10.1016/j.jconrel.2018.03.007,
Quelle: SDA - 16.07.2018, Copyrights Bilder: Fotolia.com