Hepatitis C: Kassen vergüten neue Medikamente mit Einschränkung
BERN - Die Krankenkassen bezahlen zwei neue Medikamente für die Behandlung von Hepatitis C, aber mit einer Einschränkung: Die teure Behandlung wird Patientinnen und Patienten nur vergütet, wenn ihre Leber durch das Virus bereits stark geschädigt ist.
Vergütet werden seit 1. Februar die Arzneimittel Harvoni des US-Unternehmens Gilead sowie die Kombination von Viekirax und Exviera des US-Konzerns AbbVie. Die in der Regel zwölf Wochen dauernde Behandlung kostet mit beiden Arzneimitteln rund 62'000 Franken. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) bestätigte einen Bericht der Zeitungen "Tages-Anzeiger" und "Der Bund" vom Montag.
Aus der Grundversicherung bezahlt wird die Behandlung allerdings nur, wenn Patientinnen und Patienten eine schon stark geschädigte Leber haben oder sich die Hepatitis C ausserhalb der Leber zeigt, zum Beispiel mit einer Erkrankung der Haut oder der Niere.
Medizinische und wirtschaftliche Gründe
Die Einschränkung soll sicherstellen, dass die Arzneimittel nur dann auf Kosten der Krankenkassen eingesetzt werden, wenn Patienten sie wirklich brauchen und der grösste therapeutische Nutzen erzielt wird. Beim vor rund einem Jahr zugelassenen Hepatitis-Arzneimittel Sovaldi von Gilead geht das BAG auf die gleiche Weise vor.
In den Augen des Bundesamtes ist trotz der Einschränkung das Risiko gering, dass das Hepatitis-C-Virus zu Leberzirrhose, Leberkrebs oder Leberversagen führen kann - Krankheiten, deren Behandlung ebenfalls viel Geld kostet. Ausserdem argumentiert das BAG mit medizinischen und wirtschaftlichen Gründen.
Nicht bei allen Menschen, die sich mit dem Hepatitis-C-Virus angesteckt haben, komme es zu einer schweren Lebererkrankung. In der Schweiz gibt es rund 33'000 gemeldete Fälle von Hepatitis C. Das BAG geht aber davon aus, dass sich etwa 83'000 Personen das Virus tragen. Viele spürten nichts von der Infektion.
Das BAG stellte zudem fest, dass die Pharmaunternehmen, die die Zulassung für die Arzneimittel besitzen, "zu jenen Vertretern der Pharmaindustrie gehören, die versuchen, möglichst viel Geld aus den steuer- und prämienfinanzierten Sozialversicherungssystemen der entwickelten Länder zu generieren".
Übertragung über Blut
Das Hepatitis-C-Virus wird über das Blut übertragen. Die Schweizer Expertengruppe für virale Hepatitis (SEVHep) warnte schon 2013 vor einer Welle von Hepatitis-Folgeerkrankungen. Zahlreiche Infizierte, von denen sich viele in den 60er- bis 80er-Jahren bei Experimenten mit Drogen und freiem Sex angesteckt hätten, kämen in ein Alter, in dem sie eine Folgeerkrankung erleiden.
Auch Bluttransfusionen und ungenügend sterilisiertes medizinisches Material hätten damals zur Infektionen geführt. Der Höhepunkt der Welle sei in den Jahren 2020 bis 2025 zu erwarten.
Nach Angaben des BAG werden rund ein Viertel aller auf der Spezialitätenliste aufgeführten Arzneimittel nur mit einer Einschränkung von den Krankenkassen vergütet, sind also mit einer so genannten Limitation versehen.
Quelle: SDA - 02.02.2015
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