Cholesterinsenker könnten im Kampf gegen Krebs helfen
ZURICH - Die Cholesterinsenker Statine wirken offenbar auch gegen die Bildung neuer Lymphgefässe, hat ein Forscherteam mit Zürcher Beteiligung herausgefunden. Somit könnten sie für die Krebstherapie interessant sein, wie die Forscher im Fachblatt "Proceedings of the National Academy of Sciences" berichten.
Einige Tumore schütten Stoffe aus, die das Wachstum von Lymphgefässen zum Tumor zu fördern. Bisher gibt es in der Klinik jedoch keine Medikamente, die dieses Wachstum zuverlässig unterdrücken, wie die ETH Zürich am Montag in einem Communiqué schrieb.
Mit einem neuen, automatisierten Zellkulturverfahren hat das Team um Michael Detmar, Professor für Pharmakogenomik an der ETH Zürich nun diverse neue Kandidaten hierfür ausfindig gemacht - darunter die Cholesterinsenker Statine.
Statine werden bei Patienten mit Herzkreislaufproblemen eingesetzt, um das Fortschreiten einer Arteriosklerose zu verhindern. Sie gehören zu den weltweit am meisten verwendeten Medikamenten.
Beim neuen Verfahren wuchsen Lymphgefässwand-Zellen aus menschlicher Haut nicht wie üblich in einer flachen Plastikschale, sondern in einem dreidimensionalen Gerüst aus Kunststoff-Kügelchen. Damit testeten die Wissenschaftler an über 1000 Substanzen, ob sie das Wachstum von Lymphgefässen hemmen - ein Vielfaches dessen, was herkömmliche Verfahren leisten.
Rund 30 Wirkstoffe zeigten diesen Effekt, darunter die Statine. Die hemmende Wirkung verschiedener Statine bestätigten die Forscher anschliessend in Versuchen an Mäusen, in Zusammenarbeit mit Kollegen der University of California in Berkeley.
Mit Statinen Krebs vorbeugen
In Zukunft könnten Statine somit nicht nur bei Herzkreislaufpatienten, sondern auch bei Krebspatienten eingesetzt werden, vermuten die Forscher. "Beispielsweise könnten Personen mit einem stark erhöhten Krebsrisiko prophylaktisch damit behandelt werden", sagt Detmar. Sollten sich unbemerkt Tumore entwickeln, könnten die Statine frühzeitig die Bildung von Metastasen hemmen.
Um zu entscheiden, ob Statine ein taugliches Mittel sind, müsste man laut Detmar allerdings zuerst untersuchen, ob sie in den üblicherweise verabreichten Dosen das Lymphgefässwachstum genügend hemmen.
Tierversuche reduzieren
Das neue Zellkultursystem in 3D könnte einen weiteren Vorteil bieten: Es hat laut der Forscher eine höhere Vorhersagekraft als herkömmliche Zellkultur-Testsysteme, denn seine Ergebnisse stimmten besser mit jenen aus Tierversuchen überein. Deshalb seien sie überzeugt, dass solche 3D-Systeme in Zukunft vermehrt Tierversuche ersetzen könnten, schreiben die Forscher.
Quelle: SDA - 03.09.2012