Unerwünschte Reiseandenken: Bettwanzen
ZÜRICH - Auf dieses Souvenir möchte jeder Reisende gerne verzichten: In Hotelzimmern lauern immer häufiger Bettwanzen. Das ist schon im Urlaub äusserst unangenehm. Noch schlimmer ist es allerdings, wenn man die unerwünschten Reiseandenken mit nach Hause transportiert.
Das Risiko, Bettwanzen zu begegnen steigt stetig, denn die Schädlinge breiten sich weltweit immer weiter aus. Ob man Ferien im Luxushotel, auf dem Kreuzfahrtschiff, in der Ferienwohnung oder in der Jugendherberge bucht, spielt dabei keine Rolle. Bettwanzen können überall und in allen Ländern lauern.
Gabi Müller, Leiterin der Beratungsstelle Schädlingsbekämpfung beim Umwelt- und Gesundheitsschutz der Stadt Zürich, kennt einen Fall, bei dem ein Luxushotel in St. Moritz betroffen war. Fährt sie selbst in die Ferien, schaut sie im Hotelzimmer jeweils zuerst unter die Matratze, bevor sie ihr Zimmer bezieht.
Die kleinen Quälgeister findet man dabei zwar meist nicht, doch es gibt typische Zeichen, die auf Bettwanzen hinweisen. Denn nach ihren Blutmahlzeiten hinterlassen sie Kotspuren: kleine, schwarze Punkte, die ähnlich aussehen wie
Fliegen- oder Spinnenkot, sich jedoch an anderen Stellen befinden, eben beispielsweise unter der Matratze am Lattenrost.
Stiche können unbemerkt bleiben
Die Bettwanzen sind 4 bis 6 Millimeter lang, nach einer Mahlzeit werden sie fast 10 Millimeter gross. Dank ihrer flachen Form können sie sich in schmalen Ritzen verstecken. Dabei halten sie sich besonders gerne in der Nähe ihrer potentiellen Mahlzeit auf, also unter der Matratze, am Bettgestell oder am Lattenrost, aber auch am Nachttisch oder hinter Bildern und losen Tapeten.
Nachts saugen sie dann Blut an Menschen, aber auch Haustiere, Geflügel oder Fledermäuse verschmähen sie nicht. Der Stich selbst bleibt meist unbemerkt. Die Hautreaktionen treten erst auf, wenn die Bettwanze ihr Opfer bereits wieder verlassen hat. Je nach Befall werden 10 und mehr Stiche in einer Nacht gezählt.
Am Aussehen der Stiche lässt sich übrigens nicht sicher erkennen, ob sie von Bettwanzen, Mücken, Milben oder Flöhen stammen, denn die Haut reagiert sehr verschieden, so Müller.
Bei rund 20 Prozent der Menschen sind Bettwanzenstiche überhaupt nicht zu sehen, bei empfindlichen Personen können grossflächige Entzündungen entstehen, meist bilden sich Pusteln, die einige Tage jucken. Eine Übertragung von Krankheiten durch Bettwanzen ist bislang nicht bekannt.
Wäsche sofort waschen
Wenn man Bettwanzen im Hotelzimmer bemerkt, sollte man sofort die Verantwortlichen informieren und sich ein anderes Zimmer geben lassen, rät Gabi Müller. Koffer sollten möglichst weit weg vom Bett mit geschlossenen Reissverschlüssen abgestellt werden.
Um zu vermeiden, dass sich die Schädlinge in heimischen Schlafzimmern einnisten, empfiehlt die Fachfrau einige Vorsichtsmassnahmen: "Packen Sie das Gepäck in der Waschküche oder auf dem Balkon aus und waschen Sie ihre Wäsche sofort mit 60 Grad Celsius. Was nicht gleich gewaschen wird, kommt in Abfallsäcke, die dicht mit Klebeband verschlossen werden."
Auch eine halbe Stunde im Tumbler bei 45 Grad macht den Biestern den Garaus.
Empfindliche Textilien wie Wollpullis kann man für 12 Stunden bei -17 Grad in den Tiefkühler packen. Den Koffer sollte man mit einem Insektizid besprühen, am besten auf hellem Untergrund, damit man davonlaufende Insekten sieht und zerdrücken kann. Anschliessend den Koffer gut auslüften lassen.
Hitze gegen Bettwanzenbefall
Die Bekämpfung in den betroffenen Räumen muss allerdings man einer Fachfirma überlassen. Auf keinen Fall sollte man mit einen Insektenspray gegen die Bettwanzen vorgehen, warnt Gabi Müller. Damit werden die Tiere nur vertrieben und breiten sich weiter in der Wohnung aus.
Auch Insektizide helfen nur bedingt gegen Bettwanzen, denn gegen viele Gifte haben die Schädlinge inzwischen Resistenzen gebildet. Daher bekämpft beispielsweise die Ratex AG Bettwanzen nur noch thermisch. Die befallenen Räume werden dabei auf 50 bis 60 Grad Celsius aufgeheizt.
Allein im Kanton Zürich müssen die Fachleute der Ratex AG etwa einmal pro Woche gegen Bettwanzen vorgehen, sagte Betriebsleiter Christian Zehnder gegenüber der Nachrichtenagentur sda.
Bis der Befall zu Hause bemerkt wird, kann es mehrere Monate dauern. So mussten die Schädlingsbekämpfer im Februar und März 2012 besonders häufig ausrücken.
Betroffen waren damals vor allem Reisende, die zum Christmas-Shopping in den USA waren.
Bettwanzen können nicht nur aus dem Urlaub sondern beispielsweise auch mit gebrauchten Möbeln eingeschleppt werden. Daher sollten auch diese auf Kotspuren untersucht werden, bevor man sie mit in die Wohnung nimmt.
Quelle: SDA - 10.08.2012