Neue Kontraindikationen für die Kombination von Aliskiren mit ACE Hemmern und Statinen
BERN - Neue Kontraindikationen und Warnhinweise für die Anwendung von Aliskiren-haltigen Arzneimitteln in Kombination mit Angiotensin-Converting-Enzyme-(ACE-)Hemmern oder Angiotensin-Rezeptorblockern (ARB).
Im Januar 2012 hatte Novartis Sie über neue wichtige Sicherheitsinformationen zu Aliskiren (Rasilez) basierend auf Zwischenergebnissen aus der Studie ALTITUDE (Aliskiren Trial in Type 2 Diabetes Using Cardio-Renal Endpoints) informiert. Nach weiterer Auswertung dieser Daten in Zusammenarbeit mit Swissmedic wird die Schweizer Fach- und Patienteninformation für Aliskiren-haltige Arzneimittel neu ergänzt:
Aliskiren-haltige Arzneimittel sind in Kombination mit Angiotensin-Converting-Enzyme-(ACE)-Hemmern oder Angiotensin-Rezeptorblockern (ARB) (doppelte RAAS-Blockade) nun kontraindiziert
- bei Patienten mit Diabetes mellitus (Typ 1 oder Typ 2)
- oder bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (GFR < 60 ml/min/1,73 m2).
Bei allen anderen Patienten wird die Anwendung von Aliskiren-haltigen Arzneimitteln in Kombination mit ACE-Hemmern oder ARB nicht mehr empfohlen.
Eine Routineüberprüfung (nicht dringend) wird deshalb für folgende Patienten unter Aliskirenhaltigen Medikamenten empfohlen:
- Bei Patienten mit Diabetes mellitus oder eingeschränkter Nierenfunktion (GFR < 60/ml/ min/1,73 m2), die auch einen ACE-Hemmer oder einen ARB einnehmen, sollten Ärztinnen und Ärzte eine Aliskiren-basierte Therapie beenden und keine neue Behandlung mit Aliskiren beginnen. Eine alternative antihypertensive Behandlung sollte, falls notwendig, in Erwägung gezogen werden.
- Bei sonstigen Patienten, die Aliskiren-haltige Arzneimittel in Kombination mit einem ACEHemmer oder einem ARB erhalten, sollte diese Kombination nur nach einer sorgfältigen Reevaluation und nur dann fortgesetzt werden, wenn der Nutzen die Risiken eindeutig überwiegt.
Weitere Informationen betreffend Sicherheit
Die ALTITUDE-Studie wurde mit Patienten mit Typ-2-Diabetes mit einem hohen Risiko für fatale und nicht fatale kardiovaskuläre und renale Ereignisse durchgeführt. Bei den meisten Patienten war der arterielle Blutdruck beim Einschluss in die Studie angemessen kontrolliert. Zusätzlich zur Standardtherapie, welche einen ACE-Hemmer oder ARB enthielt, wurde Aliskiren 300 mg verabreicht.
Die 4-jährige multinational randomisierte, doppelblinde, placebo-kontrollierte Studie war ausgelegt, um den möglichen Nutzen von Aliskiren bezüglich Reduktion des Risikos für kardiovaskuläre und renale Ereignisse bei 8606 Patienten zu evaluieren. Basierend auf der vorläufigen Interimsanalyse kam das Datenkontrollkomitee zum Schluss, dass Studienpatienten wahrscheinlich nicht von Aliskiren profitieren würden. Weiterhin trat in dieser Hochrisiko-Population eine höhere Inzidenz von unerwünschten Ereignissen in Bezug auf nicht fatale Schlaganfälle, renale Komplikationen, Hyperkaliämie und Hypotension auf. Es wurde daher entschieden, die Studie vorzeitig zu beenden. Endgültige Auswertungsergebnisse der ALTITUDE-Studie, die möglicherweise weitere Aktualisierungen der Verschreibungsinformationen zur Folge haben werden, werden im Lauf des Jahres 2012 erwartet.
Seit unserem letzten Rundschreiben vom Januar 2012 wurden neben den gesamten Daten aus anderen Studien und Spontanmeldungen vermuteter unerwünschter Arzneimittelwirkungen weitere Daten und Analysen der ALTITUDE-Studie verfügbar, welche u.a. durch die Europäische Arzneimittel Agentur geprüft wurden. Auch diese Daten deuten auf ein Risiko für unerwünschte Behandlungsergebnisse wie Hypotonie, Synkope, Schlaganfall, Hyperkaliämie und zudem Veränderungen der Nierenfunktion einschliesslich akuten Nierenversagens hin, wenn Aliskiren mit ACE-Hemmern oder ARB kombiniert wird. Dies insbesondere bei diabetischen Patienten und bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion. Auch wenn für andere Patientengruppen weniger Hinweise vorliegen, können unerwünschte Behandlungsergebnisse nicht ausgeschlossen werden, und die Schweizer Fachinformation für Aliskiren-haltige Arzneimittel wird mit den neuen Verschreibungsempfehlungen in Übereinstimmung mit Swissmedic rasch aktualisiert.
Quelle: Schweizerisches Heilmittelinstitut (Swissmedic) und Novartis Schweiz - 08.03.2012