Die Abgabe von ADHS-Medikamenten wie Ritalin steigt in der Schweiz stetig an


BERN  - Die Abgabe von ADHS-Medikamenten wie Ritalin steigt in der Schweiz stetig an. Das zeigt eine Auswertung der Krankenkasse Helsana für die Jahre 2006 bis 2009. Die Mengen sind zwar moderat. Trotzdem stellen sich Fragen: So sind die Zahlen im Tessin fünf Mal tiefer als im Rest des Landes.

 Im Jahr 2009 bezogen insgesamt 5100 Versicherte der Helsana Ritalin oder ähnlich wirkende Medikamente mit dem Wirkstoff Methylphenidat, wie aus der Untersuchung hervorgeht, die am Mittwoch in der "Schweizerischen Ärztezeitung" publiziert wurde. Das entspricht einem Versichertenanteil von 0,37 Prozent - 42 Prozent mehr als 2006.

Auf die Schweiz hochgerechnet nahmen 2009 rund 29'000 Menschen Methylphenidat. Die meisten waren Kinder zwischen 7 und 18 Jahren. Das ist einleuchtend: Methylphenidat wird verschrieben gegen die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung ADHS, die im Kindesalter entsteht. Behandelt werden etwa dreieinhalb Mal mehr Buben als Mädchen.

Ausnahmefall Tessin

Die Zunahme bei den 7- bis 18-Jährigen im Lauf der untersuchten vier Jahre betrug 33 Prozent bei den Buben und 39 Prozent bei den Mädchen. Die Zunahme sei zwar deutlich, verlaufe aber auf moderatem Niveau, so dass noch immer eine vernünftige Verschreibungspraxis vermutet werden dürfe, schreiben die Studienautoren.

Trotzdem stellen sich Fragen: Die Verschreibungspraxis ist nämlich keineswegs einheitlich. Im Tessin ist der Anteil der Bezüger - bei ähnlichem Wachstum - etwa fünf Mal tiefer als in der Deutsch- und in der Westschweiz. Dass es dort weniger ADHS gebe oder dass dort eine Unterversorgung herrsche, sei kaum plausibel, heisst es in der Studie.

Vielmehr vermuten die Forscher einen anderen Umgang mit dem Krankheitsbild im Tessin - sei es mentalitätsbedingt oder durch eine grundsätzlich andere Behandlungsphilosophie. In Italien hat sich in den letzten Jahren eine relativ grosse Bewegung gebildet, die der Abgabe von Psychopharmaka an Kinder kritisch gegenüber steht.

Ritalin für Dreijährigen

Erstaunlich ist laut den Studienautoren auch die Abgabe von Ritalin und ähnlichen Medikamenten an Kinder im Vorschulalter. 2009 bekam jeder tausendste Knabe unter sechs Jahren Methylphenidat. Der jüngste Versicherte war bei der Erstabgabe drei Jahre alt - obwohl die Medikamente an Vorschulkinder nicht abgegeben werden sollen.

Auffällig ist auch die starke Zunahme bei Erwachsenen im mittleren und höheren Alter. Der Anstieg beläuft sich je nach Geschlecht und Alter und Altersklasse auf 58 bis 131 Prozent. Hier ist laut den Autoren die Abgrenzung zwischen berechtigter therapeutischer Ausweitung und einem Missbrauch als Aufputschmittel wohl fliessend.

Verschrieben werden die Medikamente vor allem von Grundversorgern, Psychiatern, Kinder- und Jugendärzten und -psychiatern. 11 Prozent der Verschreibungen erfolgen aber durch andere Fachärzte - sogar durch Chirurgen. Hier sei der Verdacht auf Gefälligkeitsrezepturen nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen, heisst es in der Studie.

Quelle: SDA - 24.08.2011

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